Mehr Licht bei weniger Kosten: Die Produktionshalle der SIG allCap AG in Neuhausen am Rheinfall wurde erfolgreich auf LED und Tageslichtnutzung umgestellt. (Bild: zVg)

2023: LED löst Leuchtstofflampen ab

In den nächsten zwei Jahren werden der Import und später auch der Abverkauf von Lagerbeständen der wichtigsten konventionellen Leuchtmittel verboten. Ersatz bietet LED: Die Technologie funktioniert ohne Quecksilber, ist enorm energieeffizient und hat eine lange Lebensdauer.

 

Pieter Poldervaart für EnergieSchweiz

13 Prozent des Schweizer Stromverbrauchs entfielen 2018 auf die Beleuchtung. Damals verpflichtete sich die Lichtbranche, diesen Anteil bis 2025 zu halbieren. Das ehrgeizige Projekt ist auf gutem Weg – insbesondere dank LED (Licht emittierende Diode). Dank dieser Technik sinkt der Stromverbrauch im Vergleich zur herkömmlichen Leuchtstofflampe für dieselbe Leistung auf bis zur Hälfte. Weil seit einigen Jahren praktisch alle Anwendungen auch als LED verfügbar sind, erobert die Technologie immer grössere Marktanteile. Ein erfreulicher Nebeneffekt: Die Preise für die modernen Leuchtmittel sinken weiter. Nun beschleunigen Gesetze den Wechsel zu mehr Effizienz bei der Beleuchtung. In den nächsten zwei Jahren dürfen die allermeisten bisherigen Typen von Leuchtmittel nicht mehr importiert, später ein Teil davon auch nicht mehr verkauft werden (vgl. Grafik). Grund dafür sind einerseits strengere Anforderungen an die Energieeffizienz, andererseits das europaweite Verbot von Quecksilber in Verbrauchsgütern.

Gesamtsanierung meist sinnvoller

Altes Leuchtmittel raus, LED rein – «im Haushalt und bei kleinen Anwendungen ist ein solches sogenanntes Retrofit praktikabel», sagt Stefan Bormann, Berater bei der Branchenvereinigung Schweizer Licht Gesellschaft (SLG). Doch sobald grössere Flächen umgerüstet werden, etwa Säle, Treppenhäuser oder Tiefgaragen, rät der Lichtexperte, die Beleuchtung und ihre Steuerung insgesamt zu prüfen. Häufig entspricht die Position der Leuchten gar nicht mehr den Bedürfnissen der aktuellen Nutzung. Oder die Leuchten wurden zu grosszügig verteilt, ein Drittel weniger würde womöglich genügen. Hier kann eine Komplettsanierung Einsparungen von Strom und Geld im zweistelligen Prozentbereich bewirken. Bei einer umfassenden Erneuerung mit LED können auch moderne Technologien für die Bewegungs- und Präsenzmeldung installiert werden. Dazu gehört etwa die sogenannte Schwarmbeleuchtung, bei der die Leuchten miteinander kommunizieren und so für einen noch sparsameren Betrieb sorgen: «In Tiefgaragen beispielsweise gehen diese Leuchten nur dann kurz in Vollbetrieb, wenn sich eine Person oder ein Auto in unmittelbarer Nähe befindet. Danach dimmen sie auf Grundbeleuchtung und schalten wieder aus, wenn niemand anwesend ist», beschreibt Bormann diese besonders effiziente Anwendung.

(Bild: zVg)

Ideal für Bewegungsmelder

Aus Spargründen werden in Treppenhäusern und Bürogängen Bewegungsmelder immer beliebter. Für diesen Zweck eignen sich LED-Leuchtmittel hervorragend. Einerseits verfügen sie über eine hohe Schaltfestigkeit. Das bedeutet, dass häufiges Ein- und Ausschalten, wie es bei Sensorleuchten automatisch passiert, die Lebensdauer praktisch nicht verringert. Anderseits bieten LED-Lampen sofort nach dem Einschalten eine hundertprozentige Helligkeit. Damit sind sie früheren Kompaktleuchtstofflampen, den sogenannten Sparlampen, im wahrsten Sinn des Worts weit voraus. Wichtig ist auch, die Nachlaufzeit auf höchstens zwei Minuten einzustellen; die 15 Minuten, die früher bei Leuchtstofflampen üblich waren, sind bei LED unnötig und verschwenden Strom. Wer wiederum bewusst eine Verzögerung beim Einschalten des Lichts will, kann bei LED mit gewissen Steuerungen einen sogenannten Softstart – ein langsames Einblenden des Lichts während einer Sekunde – programmieren. Beim Wechsel der Leuchtmittel kann es vorkommen, dass gewisse Betriebsgeräte nicht mit den neuen LED-Röhren korrespondieren. Eine Fachperson kann diese mögliche Komplikation vor der Umrüstung klären. Am einfachsten ist es, die Situation zu fotografieren, um die Beratung im Fachgeschäft zu erleichtern. Ein Vorteil von LED-Röhren ist, dass sie nicht rundum abstrahlen, sondern zielgerichtet. Entsprechend benötigen sie auch keine Reflektoren. Der Unterschied zu herkömmlichen Leuchten lässt sich übrigens besonders gut bei der Strassenbeleuchtung beobachten: Moderne LED-Leuchten erhellen zielgerichtet einen definierten Strassenbereich und senken gleichzeitig die Lichtverschmutzung – der Sternenhimmel ist wieder deutlich besser zu erkennen.

Das 700 Quadratmeter grosse Bergrestaurant Tegia Curnius in Laax setzt auf LED, der Stromverbrauch für die Beleuchtung sank von 21,2 auf 8,4 Megawattstunden pro Jahr. (Bild: Martin Bichsel/BFE)

Auch dimmen ist möglich

In Restaurants, Lobbys oder Veranstaltungsräumen sollen Leuchten nicht nur hell machen, sondern auch eine angenehme Stimmung erzeugen. Hier hilft es, wenn die Leuchtmittel dimmbar sind. Glühbirnen und Halogenlampen waren immer dimmbar, für LED gilt das nicht. «Geht es um den Ersatz von dimmbaren Leuchten, ist es ratsam, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen, damit LED und Dimmer auch tatsächlich aufeinander abgestimmt sind», empfiehlt Bormann. Geht es um eine grössere Anlage, müssen unbedingt dimmbare Vorschaltgeräte gewählt werden. Daneben sollte man beim Ersatz neben der Form auch auf die Lichtfarbe achten. LED gibts von warmweiss für Wohnräume über neutralweiss für Badezimmer bis zu tageslichtweiss für Büros und Keller.

Umrüsten – und dabei Förderprogramme nutzen

Wer sich jetzt überlegt, die bestehende Beleuchtung durch LED zu ersetzen, ist gut beraten, die verschiedenen Förderprogramme des Bundes im Bereich effiziente Stromnutzung bei der Beleuchtung zu konsultieren. Und selbst Liegenschaften, die kürzlich neu mit LED ausgerüstet wurden, können noch sparsamer werden: Das Programm Optilight optimiert Beleuchtungsanlagen, die überdimensioniert sind und deren Sensorik nicht optimal eingestellt ist. Und das trifft laut Bormann aktuell noch allzu oft auch auf neue LED-Beleuchtungen zu. Bormann: «Durch die richtige Einstellung können zusätzlich bis zu 30 Prozent Strom gespart werden.»

Link zu Förderprogrammen: lightbank.ch oder energiefranken.ch

 

Hohes Einsparpotenzial

Effizienter, trotz höherer Beleuchtungsstärke

Die Mittelwertkurve zeigt deutlich, dass eine Tageslichtsteuerung den Stromverbrauch für die Beleuchtung stark senkt. (Bild: zVg)

Was der Wechsel auf LED in Kombination mit einer Tageslichtsteuerung bringt, zeigt das Beispiel der Produktionshalle von SIG allCap AG in Neuhausen am Rheinfall. In der 6100 Quadratmeter grossen Halle werden im Dreischichtbetrieb Verschlüsse für Kartonverpackungen produziert. Ursprünglich bestand die Beleuchtung aus Lichtbändern mit 2-flammigen Fluoreszenzröhren. Am Boden erreichte die Beleuchtungsstärke 300 Lux, was an sich zu wenig war für die Arbeit an den hochpräzisen Maschinen. In Zusammenarbeit mit der Zumtobel Licht AG wurde die Halle Ende 2021 deshalb auf LED-Lichtbänder umgestellt, die eine Leuchtstärke von 500 Lux ergaben. Zwar sind die LED-Leuchten 50 Prozent effizienter als die FL-Röhren. Doch weil die Beleuchtungsstärke deutlich erhöht wurde, fiel die absolute Energieersparnis mit zehn Prozent relativ bescheiden aus.

Tageslichtsensoren sparen viel Geld

Im Rahmen der kompletten Umrüstung installierte Zumtobel ausserdem eine tageslichtabhängige Steuerung: Auf dem Dach des Gebäudes befindet sich ein Sensor, der die direkte und diffuse solare Einstrahlung in alle Himmelsrichtungen kontinuierlich misst, aufzeichnet und an das Regelsystem weiterleitet. Je nach verfügbarem Tageslicht wird die Beleuchtung in der Halle gedimmt oder ganz ausgeschaltet. Es zeigte sich, dass die Steuerung im Dreischichtbetrieb eine Energieeinsparung von 23 Prozent ergibt. «Überträgt man die Resultate auf einen normalen Einschichtbetrieb, summiert sich die Energieeinsparung während den Tagesarbeitsstunden auf 55 Prozent», erklärt Daniel Cathomen, Marketingleiter bei der Zumtobel AG. Bei einem angenommenen Strompreis von 15 Rappen pro Kilowattstunde ergibt das für die SIG allCap AG eine jährliche Einsparung von 10’000 Franken. Cathomen: «Diese Resultate lassen sich auf ähnliche Produktionshallen mit Sheddächern übertragen, wenn moderne LED-Leuchten mit einer Tageslichtsteuerung kombiniert werden.»

 

Defekte LED sind Elektroschrott

Defekte Sparlampen und Leuchtstoffröhren sind quecksilberhaltig und gehören in den Sonderabfall. Alle Verkaufsstellen nehmen sie kostenlos zur korrekten Entsorgung zurück. Auch LED-Lampen dürfen, wenn sie einmal defekt sind, nicht in den Hauskehricht geworfen werden, sondern sind Elektroschrott, den der Fachhandel ebenfalls kostenlos und unabhängig von einem Neukauf zurücknimmt. Doch bis eine LED-Leuchte zu Abfall wird, dauert es Jahre. Stefan Bormann, Berater bei der Branchenvereinigung Schweizer Licht Gesellschaft: «Wer bei der Beleuchtung jetzt auf LED setzt, investiert langfristig und spart Strom und Geld, ohne auf den gewohnten Komfort zu verzichten.»

 

So beleuchten sie ihr Büro effizient

• Die Arbeitsfläche sollte eine minimale Beleuchtungsstärke von 500 Lux aufweisen und die Lichtverteilung auf den Tischen soll möglichst gleichmässig sein. Ausserhalb des Arbeitstischs

genügen 300 Lux.

• Die Leuchten sollten so konstruiert und positioniert werden, dass keine störende Direktblendung am Arbeitsplatz entsteht. Leuchten ohne Blendschutz sind für Büroarbeit ungeeignet.

• Effiziente Arbeitsplatzleuchten haben pro Arbeitsplatz eine Leistung von rund 50 Watt.

• Die Helligkeit von Wänden und Mobiliar hat einen grossen Einfluss auf die benötigte Lichtmenge. In dunklen Räumen (dunkle Möbel, Sichtbeton, farbige Wände) werden 50 Prozent mehr künstliches Licht benötigt als in hellen Räumen (helle Möbel, weisse Wände und Decken).